Obwohl die Arbeitswoche für mich nur 4 Tage hatte und ich an 3 davon noch vor 14:00 nach Hause gegangen war, waren die Ereignisse so aufwühlend, dass ich am Donnerstag so dermaßen erledigt war wie schon lange nicht mehr.
Angefangen hatte alles schon letzte Woche, als ich meinen Chef darauf hinwies, dass meine Urlaubstage mit den Tagen zusammenfallen würden, an denen ich kurzarbeitsbedingt zuhause bleiben sollte und somit entweder noch einen Tag zusätzlich nach Hause bleiben müsste oder schon nach 6 Stunden heimgehen müsste. “Ich rede mit der HR-Abteilung, ob ich auch einzelne Leute auf 100% setzen kann und gebe dir dann Bescheid”. Um es abzukürzen, obwohl ich zwischendurch noch dreimal nachfragte, bekam ich die Info erst eine Woche später. Dazwischen zog ich es eiskalt durch und versuchte, nach 6 Stunden nach Hause zu gehen (zumindest wurden es nie mehr als 7).
Am Montag informierte ich meinen Chef darüber, dass am Freitag alle aus unserer Abteilung, die für die Montage verantwortlich sind, entweder auf Urlaub oder kurzarbeitsbedingt zuhause sind. “Ach, stimmt! Danke, dass du das sagst, da müssen wir morgen früh beim Meeting unbedingt darüber reden!” Natürlich sprach er es am nächsten Tag nicht an. Und auch am übernächsten nicht. Ich sagte auch nichts mehr, weil ich allmählich die Nase voll hatte, Dinge immer 5 mal anzusprechen müssen bevor er in die Gänge kam. Wenn er das nicht rechtzeitig auf den Tisch brachte- sein Problem, dann würde er eben mit dem Logistikkollegen alleine sein.
Am Donnerstag war es dann so weit. “Wir müssen nochmal reden wegen morgen, denn da wäre ich eigentlich mit [dem Logistikkollegen] alleine” sagte der Chef und sah F. und mich erwartungsvoll an, als würde er davon ausgehen, dass sich nun einer von uns beiden bereiterklären würde, seinen freien Tag zu verschieben. Vielleicht hätte ich mich sogar dazu bereiterklärt, wenn er es am Dienstag gleich angesprochen hätte. Aber erst mal die halbe Woche vergehen lassen und dann erwarten dass alle springen…sicher nicht. F. neben mir sagte nur: “Ich hab mir schon fast gedacht, dass du das heute noch ansprichst.” Man konnte unserem Chef deutlich ansehen, dass er am liebsten geantwortet hätte: “Und warum hast du dann nichts gesagt?”, aber er wusste genausogut wie ich, dass man es ihm gesagt hatte. Nur für ihn waren mal wieder ein Haufen anderer Dinge wichtiger gewesen, als sich um seine eigene Abteilung zu kümmern. “So etwas darf in Zukunft nicht mehr vorkommen, wir müssen das mit den freien Tagen anders einteilen. Überlegt euch ein System, wenn ihr euch nicht einigen könnt, muss ich die Einteilung machen. ” Nachdem sein Plan nun schon also zweimal gescheitert war, sollten wir uns nun also unseren eigenen Dienstplan schreiben. Wie kurios.
Das Unterfangen war gar nicht so leicht. Mir wäre im Traum nicht eingefallen, ein System vorzuschlagen, bei dem irgendwer in irgendeiner Form benachteiligt wäre. Doch besagter Logistikkollege versuchte mit aller Macht ein System durchzusetzen, das darauf beruhte, dass eder von uns einen bestimmten Tag in der Woche hätte, an dem er frei hat. “Ich würde dann gleich den Freitag nehmen! [der abwesende kollege] hat glaube ich auch gern ein langes Wochenende, den können wir für Montag eintragen. Und ihr könnt noch Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag nehmen” meinte er. Dass er sehr auf seinen Vorteil bedacht ist, ist nicht neu für mich, aber mit welcher Selbstverständlichkeit er einen Vorschlag vorbrachte, der vor Egoismus und Ungerechtigkeit nur so triefte, machte mich so fassungslos, dass ich nicht mal groß dagegenreden konnte. Hauptsache er hatte sein langes Wochenende, und wir zwei doofen sollten unseren freien Tag schön mitten in der Woche haben. Zum Glück war ich dann so schlau einzuwerfen, dass wir die Entscheidung nicht ohne den abwesenden kollegen treffen sollten und somit wurde das Ganze vertagt.
Wenn ich etwas nicht ertragen kann, dann ist das Ungerechtigkeit und das Thema wühlte mich so auf, dass ich mich den restlichen Arbeitstag kaum noch konzentrieren konnte. Noch dazu, als mir in den Sinn kam, dass es für mich nicht bloß um kurzarbeitstage ging, sondern um meinen Urlaub. Die anderen hatten schön ihre 2, 3 Wochen Urlaub im Sommer gehabt, ich hatte seit Mai durchgearbeitet.
Zum ersten Mal überhaupt packte ich das Diensthandy weg, als ich am Donnerstag nach Hause kam. Normalerweise kann ich es nicht lassen, E-Mails zu lesen um am laufenden zu sein und zu wissen, was mich erwartet wenn ich wiederkomme, aber derzeit ist glaube ich alles, was ich nicht weiß, ein Gewinn.