3 Comments

…und plötzlich ist es so nah

Eigentlich wollten wir morgen meine Schwester vom Flughafen abholen, nachdem sie nun seit Februar im Ausland war. Also Mama, Papa und ich.

Doch daraus wird nichts. Bei meiner Mutter in der Arbeit sind letzte Woche erste Coronafälle entdeckt worden. Seit gestern Abend liegt Mama selbst mit Fieber im Bett. Sie hat zwar einen Test gemacht, aber das Ergebnis ist noch nicht da. Und verständlicherweise möchte sie auf keinen Fall, dass meine Schwester und ich nach Hause kommen solange sie kein Testergebnis hat. Reicht schon, dass sich mein Vater sicherheitshalber in Eigenquarantäne begeben hat.

Also werde ich morgen um 5 aufstehen, Sachen packen, Auto ausräumen, 2 Stunden nach Medan fahren und meinen Eltern Lebensmittel vor die Tür stellen, eine halbe Stunde zum Flughafen fahren und Nadine aufsammeln, mit Nadine 1 Stunde zu unserer Oma fahren, bei der wir netterweise übernachten dürfen. Danach bin ich hoffentlich so kaputt, dass ich trotz der chaotischen Situation schlafen kann. Wie ich das mit dem Spritzen mache… ich weiß es nicht, echt nicht. Das ist in Medan, wo ich einen Raum für mich habe, schon kompliziert genug, und bei Oma bleibt nur so zu tun als würde ich duschen und es heimlich im Bad zu machen.

Scheiß Corona. Ich mach mir verdammt Sorgen, meine Mutter ist über 50… zwar noch nicht im Risikoalter, aber trotzdem. Ungut.

3 Comments

Auftrieb

Der gestrige Nachmittag hat mir nach der eher unschönen Woche mal einwenig Auftrieb gegeben- im wahrsten Sinne des Wortes.

Es begann schon mal am Montag damit, dass sich herausstellte, dass es Corona nun auch zu uns in die Firma geschafft hatte. Ein Mitarbeiter, der am Freitag noch dagewesen war, war positiv getestet worden. Das bedeutete: alle, die sich an dem Tag und dieser Schicht ebenfalls in der Montagehalle aufgehalten hatten, ab zum Corona-Test. Obwohl ich mir zu 99% sicher war, dass ich negativ sein würde weil sich meine sozialen kontakte quasi auf 0 beschränken, waren es doch unangenehme 2 Tage, bis das Ergebnis endlich da war. Bis dahin wurden allerdings die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Waren Masken bisher nur bei Unterschreitung des Mindestabstands vorgeschrieben, so wurde nun in der Montagehalle eine generelle Masken- und Handschuhpflicht eingeführt. Versuch mal in Handschuhen am Computer eine E-Mail zu schreiben… ich glaube so oft wie diese Woche habe ich mein Passwort noch nie falsch eingegeben. Das Unfaire war allerdings, dass selbiges für die Mitarbeiter oben in den Büros nicht galt. Die mussten nur eine Maske tragen, wenn sie auf den Gängen unterwegs waren oder in die Halle gehen wollten. Scheinbar ist unsere Geschäftsführung der Ansicht, dass die Infektionsgefahr mit zunehmender Entfernung von der Erdoberfläche abnimmt.

Zudem hieß es, dass, obwohl wir so viele Aufträge haben, dass im Oktober an allen Samstagen montiert wird und wir sogar Aufträge an andere Werke abgeben mussten weil wir das einfach nicht mehr bewältigen können, meine Abteilung weiterhin 80% arbeiten soll. Dabei hängt unser Arbeitsaufwand direkt davon ab, was aus der Montage daherkommt. Wenn mehr montiert wird, haben wir auch mehr Arbeit. Nachdem ich schon aufgehört habe, die Entscheidungen, die da oben getroffen werden, zu hinterfragen, habe ich es einfach mal so hingenommen. Am Donnerstag, also am 1.10. erzählte mir mein kollege, als ich von der Mittagspause kam, dass der Chef gerade dagewesen sei, und uns mitgeteilt habe, wir sollten nun doch 100% arbeiten. Ich weiß nicht, ob es 3 oder 5 Tage sind, die solche Änderungen im Voraus angekündigt werden müssen, ich weiß nur, dass es keine Stunden sind. Mich kotzt dieses ganze hin und her schon so dermaßen an.

Daher war ich froh, dass ich mir Freitag und Montag Urlaub genommen hatte. Mit einem Fluglehrer vom Flugplatz hatte ich vereinbart, dass wir eine Runde fliegen würden. Zumindest einmal pro Saison möchte ich schon in die Luft um es nicht komplett zu verlernen. Für den Fall, dass ich irgendwann wieder die kurve kriege und ein normales Leben führe. Im Reservierungssystem sah ich, dass der Motorsegler gesperrt war- wie ich später erfuhr, hatte es eine sehr unsanfte Landung gegeben. Mit sehr unsanft meine ich: So unsanft, dass ein Fahrwerksbein so verbogen worden war, dass der Propeller versucht hatte, es zu schreddern. So blieb also nur mehr eines der Motorflugzeuge. Mit diesem Flugzeugtyp bin ich allerdings zuletzt bei der Scheinverlängerung geflogen. Aber nicht bei der letzten, sondern bei der vorletzten, das war 2017. Dementsprechend hilflos sah ich ihn an, als wir im Flieger saßen. Die einzelnen Schritte und Punkte der Checks musste er mir alle ansagen, der Flieger ist einfach komplexer als ein Motorsegler. Aber schließlich gab ich Gas und wir waren in der Luft. Bei der ersten Platzrunde half mir der Fluglehrer noch ein bisschen bei den Landevorbereitungen auf die Sprünge. Aufsetzen, durchstarten. Als wir wieder die Platzrundenhöhe erreicht hatten, ließ er mich wissen: “Die Landung hast du ganz alleine gemacht, ich hatte die Arme die ganze Zeit verschränkt. Ich bin nur beim Durchstarten einmal kurz ins Seitenruder gestiegen. Darauf musst du achten, wenn du wieder Gas gibst will er dir durch das Propellermoment nach links abhauen. Aber sonst hast alles du gemacht. Gleich nochmal?” Angespornt durch den Erfolg willigte ich ein. Bei der zweiten Landung machte ich die ganzen Vorbereitungen schon selbstständig und unaufgefordert zum richtigen Zeitpunkt, alles ging schon wieder wie automatisch. Danach flogen wir noch ein wenig ins Alpenvorland, bis es uns aufgrund der Fönwetterlage zu ungemütlich wurde. Bei der letzten Landung war ich über dem Feld vor der Piste etwas zu langsam, also gab ich nochmal Gas und schwebte schön Richtung Schwelle. Auch diese Landung gelang und wir rollten wieder aufs Vorfeld. Beim Flieger putzen erzählte ich dem Fluglehrer, dass ich eigentlich schon überlegt hatte, ob ich den Schein überhaupt noch verlängern lassen sollte. Er war ein wenig fassungslos. “Waaaas? Ernsthaft?! Überleg dir das nochmal. Gerade bei dir… ich meine, selbst wenn du die notwendigen Stunden nicht hast und eine Prüfung fliegen musst, die schaffst du doch locker! Wir sind gerade mal 3 Platzrunden geflogen und du hast das alles schon wieder so drin, dass du ohne weiteres auf der Stelle eine Prüfung fliegen könntest. Es gibt Leute, die plagen sich wirklich, die brauchen Stunden bis sie da wieder reinkommen, aber du hast einfach das Gefühl und die Ruhe dafür. So wie gerade bei der letzten Landung, als du zu langsam geworden bist, da merkt man einfach, dass du das Fliegen total intuitiv machst.”

Okay, vielleicht überleg ich es mir wirklich nochmal…

3 Comments

freier Fall

Da ich bisher nicht die Gelegenheit gehabt hatte, zumindest einen Teil meines Urlaubsgeldes auszugeben, sah ich nun den richtigen Zeitpunkt gekommen für eine Aktion, die sich schon länger immer wieder in mein Bwusstsein gedrängt hatte. Wer weiß, wie lange mein körper dieses Spiel mit dem Feuer noch mitmacht…dieser Punkt stand ziemlich weit oben auf der Liste, die ich noch getan haben möchte, bevor ich sterbe.

So machte ich mich auf den Weg zu einem nahegelegenen Flugplatz. Was mit dem Flieger gerade mal 20 Minuten dauert, dauerte auf der Straße knapp 45 Minuten. Auf dem Flugplatz war ich schon zweimal gewesen, doch das Zelt vor dem Gebäude war mir neu. Offenbar hatte man Coronabedingt den Wartebereich nach draußen verlagert. An einem Stehtisch stand ein Typ vor einem Laptop. “Bin ich hier richtig bei den Fallschirmspringern?” fragte ich ihn. “Goldrichtig. Für wann hast du denn einen Sprung gebucht?” Ich nannte ihm die Uhrzeit. “Sehr gut, dann füll bitte schon mal das Formular hier aus” sagte er und drückte mir einen Zettel in die Hand. Nach den üblichen persönlichen Angaben war erst mal eine Liste aufgeführt mit Dingen, die man zu melden hatte. “Psychische oder seelische Defekte innerhalb der letzten 10 jahre sind dem Tandemmaster mitzuteilen”. Seriously? Wenn ich das alles aufzähle, was in den letzten 10 jahren alles war, da reichen die 20 Minuten Steigflug nicht aus. Ich entschied mich für die Variante: “Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.”

Während ich schrieb wurde gerade eine Frau in meinem Alter und eine deutlich ältere, eventuell ihre Mutter, in Gurte gesteckt. Während die Mutter die Ruhe weg hatte, war die Frau in meinem Alter das reinste Nervenbündel. “Was passiert, wenn der Pilot bewusstlos wird?” “Was passiert, wenn der, der mit mir springt, bewusstlos wird?” “Was ist, wenn ich während dem Sprung kotzen muss?” “Wie viele machen im letzten Moment doch noch einen Rückzieher?” wollte sie wissen. Auch wenn der Typ auf alle Fragen beruhigende Antworten geben konnte, war ich froh, nicht gemeinsam mit ihr im Flieger zu sitzen, sie hätte es bestimmt geschafft mich mit ihrer Nervosität anzustecken. Schließlich wurden die beiden aber abgeholt und zum Flieger gebracht und der Fallschirmspringertyp widmete sich mir und einem Mann um die 30, der einen sehr ruhigen, zurückhaltenden Eindruck machte. Das war mir wesentlich lieber als die Labertante von vorhin. Wir wurden nacheinander in Gurte gesteckt und dann gabs eine kurze Einweisung. “Wenn die Tür aufgeht, haltet euch bitte nirgendwo im Flieger fest, nehmt die Hände einfach da an den Gurt und legt den kopf in den Nacken. Die Burschen richten euch schon so wie sie euch brauchen. Wenn ihr dann draußen seid aus dem Flieger macht ihr ein Hohlkreuz und schaut auf den Horizont. Nach ein paar Sekunden klopfen euch die Burschen dann auf die Schulter, dann streckt ihr die Arme leicht angewinkelt nach oben. Beim Landen nehmt bitte die Beine nach oben und versucht nicht mitzulaufen oder so, ihr landet am Hintern, das ist ganz normal. Ach, und wenn ihr das Gefühl habt im freien Fall keine Luft mehr zu bekommen, einfach laut schreien, dann geht das Atmen ganz von alleine.” Auch nach dieser Einweisung war ich noch nicht nervös, das ganze hatte irgendetwas Unrealistisches. Schließlich wurden auch wir von den “Tandemmastern” abgeholt. Aus der Cessna waren alle Sitze bis auf den Pilotensitz entfernt worden. Stattdessen war der Boden mit weichen Matten ausgelegt. Die anderen beiden stiegen zuerst ein, danach setzte ich mich auf den Boden und mein Tandemmaster hinter mich. Es war ziemlich kuschelig da drinnen- aber die beiden erfahrenen Fallschirmspringer strahlten so eine Ruhe und Selbstverständlichkeit aus, dass es trotzdem nicht unangenehm war, einem Fremden so nahe zu sein. Der Start war relativ ungewohnt- normalerweise bin ich es gewohnt, im Flieger angeschnallt zu sein, diesmal war ich das nicht und merkte, wie sehr man da eigentlich durchgeschüttelt wird. Nach dem Start kam eine erste Welle der Nervosität über mich. Scheiße, nun gibts kein zurück mehr. Denn wir saßen an der Tür, wenn wir nicht sprangen, würden die anderen auch nicht springen können. Zum Glück ließ die Nervosität nach, umso höher wir stiegen. Das gleichmäßige Brummen des Motors beruhigte. Gesprochen wurde nicht viel, denn man musste fast schreien um einander zu verstehen. Gerade, als ich so richtig entspannt war, kam wie auf ein geheimes Zeichen hin Leben in die beiden Tandemmaster. “Setz dich auf meine Beine” rief mir meiner von hinten ins Ohr. Ich tat es und er begann, sich mich regelrecht an den Bauch zu binden. Dann zog er mich ein Stück nach vorne, sodass ich nun direkt vor der Tür saß. Dann öffnete er die Tür und ich ließ wie besprochen meine Beine aus dem Flugzeug baumeln, klammerte mich mit den Händen an meinen Schultergurten fest und visierte die Hinterkante der eingefahrenen Landeklappe an. Das nächste, woran ich mich erinnere ist, dass die Landeklappe plötzlich verschwand und ich das Gefühl hatte, wir würden uns vorwärts überschlagen. Erstaunlich schnell stabilisierte sich der Fall aber und die Luft schlug mir nur mehr als kompakte, kalte Wand ins Gesicht. Auf das Schulterklopfen hin streckte ich die Hände aus und versuchte verzweifelt, einen vernünftigen Weg zum Atmen zu finden, denn die Luft fuhr mir mit einer solchen Geschwindigkeit in den Mund, dass weder ausatmen noch schreien irgendwie durchführbar erschien. Erst als ich auf die Idee kam es durch die Nase zu versuchen hatte ich erfolg. Doch ein paar Sekunden später war es auch schon vorbei. “Sanftes Abbremsen von 200 auf 0km/h” hatte im Internet gestanden. Von wegen, es fühlte sich an als würde ich am Schlawittchen gepackt und nach oben gerissen. Dann war es ziemlich ruhig. “Ach du Scheiße” war alles, was ich im ersten Moment herausbrachte. Der Tandemmaster hinter mir lachte. “Nicht erschrecken, ich machs dir mal ein wenig bequemer” und mit einem Ruck hing ich 10cm weiter unten. “Ach, ich fands auch vorhin gar nicht so unbequem.” Ich genoss das Bergpanorama und beglückwünschte mich zu der Entscheidung, diesen Flugplatz ausgewählt zu haben- es hätte noch 2 nähere gegeben, aber eben deutlich weiter im Flachland.

Das einzige, wovor ich noch Schiss hatte, war die Landung. “Sitzfleisch” ist bei mir eher Mangelware und so fürchtete ich um die Unversehrtheit meines Steißbeins. Doch zum Glück setzte mein Tandemmaster zuerst auf und federte so den Großteil der Energie ab. “Du kannst schon mal über den Parkplatz zurückgehen, ich pack noch den Schirm zusammen” sagte er und ich machte mich auf den Weg.

Was für ein Erlebnis… abends war ich so kaputt wie schon lange nicht mehr, das muss man erst mal verarbeiten.

Leave a comment

nächtlicher Horror

Seit der Termin in der Substitutionsambulanz näher rückt, schiebe ich immer größere Panik. Corona sei Dank musste ich seit Monaten nicht mehr persönlich hin, ein Anruf genügte und ich bekam Rezepte für 3 Monate, die direkt an meine Apotheke geschickt wurden. Und wir wissen doch alle, wie das mit Ängsten ist: Um so weniger man sich den Situationen, die einem Angst machen, stellt bzw. stellen muss, umso größer wird die Angst. In meinem kopf geht es hin und her. Was ist, wenn sie auf die Idee kommt, mich in Unterwäsche zu wiegen? Dann bin ich gefickt. Dann geht das ganze Spiel wieder von vorne los. krankenhaus, zuhause versauern, wiegen in Unterwäsche beim Hausarzt wo man nicht mal schummeln kann, weil es mit viel Pech bis zu 1,5 Stunden dauert bis man drankommt…” – “Wieso sollte sie dich plötzlich in Unterwäsche wiegen? Das hat sie doch noch nie gemacht. Die hatte doch eigentlich gar keinen Bock mehr darauf, hat sogar gefragt wie lange das noch gemacht werden muss.” – “Schon vergessen was letztes Jahr passiert ist? Das  hättest du doch auch nie gedacht, oder? Ooooooder…?” Von der Doku, die ich zum Einschlafen angemacht habe, bekomme ich kaum etwas mit, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt bin, gegen die hochkommende Vergangenheit zu kämpfen.

Ich sitze mit verschränkten Armen dem Arzt gegenüber. “Sie brauchen Medikamente” sagt er. “Nein, es geht mir gut” erwidere ich. Er steht auf und baut sich bedrohlich vor mir auf. “Ich kann auch anders, wenn Sie sich weigern. Ein Anruf genügt, und ich habe einen vorläufigen Unterbringungsbeschluss. Ich habe die nötigen Kontakte, das können Sie mir glauben”. Gänsehaut macht sich breit. Verdammt, der Typ meint es ernst. “OKay, vielleicht haben Sie Recht und es ist wirklich das Beste.” sage ich und spiele die Einsichtige. “Na geht doch.” sagt er und lächelt zufrieden. Er öffnet seine Schreibtischschublade und holt ein paar Packungen Tabletten heraus. Er drückt eine hellrote, eine hellblaue und eine weiße aus den Blistern und legt sie vor mich auf den Tisch. Ein Glas Wasser steht schon bereit. “Hier, nehmen Sie die.” Kommentarlos tue ich so, als würde ich die Tabletten in den Mund legen und lasse sie dabei in meinen Ärmel rutschen. Dann nehme ich einen Schluck Wasser. “Mund auf” sagt er, überzeugt davon, mich zu ertappen. Ich öffne den Mund. Triumphierend steht er auf und geht zu seinem Drucker, der hinter mir an der Wand steht. Ich nutze die Gelegenheit und versuche, die Korpora delicti in meiner Westentasche verschwinden zu lassen- dabei fällt mir die weiße Tablette hinunter. Verdammter Mist, wie kriege ich die wieder aufgehoben ohne dass er es merkt? Unauffällig versuche ich, sie mit meinem Fuß zu verstecken. Doch als er an mir vorbei zurück zum Schreibtisch geht ändert sich sein Blickwinkel und ich habe keine Chance mehr, das Unausweichbare zu verhindern. Er sieht sie.
Sein Gesicht verzieht sich zu einer Fratze. “Ich wusste es. Na warte…” sagt er, und läuft zu einem Schrank. Sekunden später muss ich, unfähig mich zu bewegen, dabei zusehen, wie er eine Spritze nach der anderen in meinem Arm versenkt und abdrückt. Ich fühle mich schrecklich, als hätte er mich für irgendeine perverse Praktik benutzt. Im Grunde hat er mich auch benutzt, er hat mich benutzt um seine Macht zu demonstrieren. Ein weiteres Mal wurden meine Grenzen niedergetrampelt. Dann wird alles schwarz.

Langsam komme ich zu mir, doch wider erwarten nicht in einem Fixierbett, sondern auf meinem Sofa. Zum Glück bin ich bei Licht eingeschlafen, das beschleunigt das Ankommen in der Realität etwas. Meine Zungenspitze fühlt sich taub an, weil ich mir während des Traumes wohl die ganze Zeit daraufgebissen habe, als hätte etwas in mir laut Schreien wollen und eine andere Kraft versucht es zu verhindern. Alles tut mir weh, weil ich komplett verdreht und gekrümmt daliege. Tränen laufen mir übers Gesicht. Es ist kurz vor 4 und an Schlaf ist nicht mehr zu denken.

Wann wird mich dieser Horror endlich loslassen?

Leave a comment

Un.fass.bar.

Obwohl die Arbeitswoche für mich nur 4 Tage hatte und ich an 3 davon noch vor 14:00 nach Hause gegangen war, waren die Ereignisse so aufwühlend, dass ich am Donnerstag so dermaßen erledigt war wie schon lange nicht mehr.

Angefangen hatte alles schon letzte Woche, als ich meinen Chef darauf hinwies, dass meine Urlaubstage mit den Tagen zusammenfallen würden, an denen ich kurzarbeitsbedingt zuhause bleiben sollte und somit entweder noch einen Tag zusätzlich nach Hause bleiben müsste oder schon nach 6 Stunden heimgehen müsste. “Ich rede mit der HR-Abteilung, ob ich auch einzelne Leute auf 100% setzen kann und gebe dir dann Bescheid”. Um es abzukürzen, obwohl ich zwischendurch noch dreimal nachfragte, bekam ich die Info erst eine Woche später. Dazwischen zog ich es eiskalt durch und versuchte, nach 6 Stunden nach Hause zu gehen (zumindest wurden es nie mehr als 7).

Am Montag  informierte ich meinen Chef darüber, dass am Freitag alle aus unserer Abteilung, die für die Montage verantwortlich sind, entweder auf Urlaub oder kurzarbeitsbedingt zuhause sind. “Ach, stimmt! Danke, dass du das sagst, da müssen wir morgen früh beim Meeting unbedingt darüber reden!” Natürlich sprach er es am nächsten Tag nicht an. Und auch am übernächsten nicht. Ich sagte auch nichts mehr, weil ich allmählich die Nase voll hatte, Dinge immer 5 mal anzusprechen müssen bevor er in die Gänge kam. Wenn er das nicht rechtzeitig auf den Tisch brachte- sein Problem, dann würde er eben mit dem Logistikkollegen alleine sein.

Am Donnerstag war es dann so weit. “Wir müssen nochmal reden wegen morgen, denn da wäre ich eigentlich mit [dem Logistikkollegen] alleine” sagte der Chef und sah F. und mich erwartungsvoll an, als würde er davon ausgehen, dass sich nun einer von uns beiden bereiterklären würde, seinen freien Tag zu verschieben. Vielleicht hätte ich mich sogar dazu bereiterklärt, wenn er es am Dienstag gleich angesprochen hätte. Aber erst mal die halbe Woche vergehen lassen und dann erwarten dass alle springen…sicher nicht. F. neben mir sagte nur: “Ich hab mir schon fast gedacht, dass du das heute noch ansprichst.” Man konnte unserem Chef deutlich ansehen, dass er am liebsten geantwortet hätte: “Und warum hast du dann nichts gesagt?”, aber er wusste genausogut wie ich, dass man es ihm gesagt hatte.  Nur für ihn waren mal wieder ein Haufen anderer Dinge wichtiger gewesen, als sich um seine eigene Abteilung zu kümmern. “So etwas darf in Zukunft nicht mehr vorkommen, wir müssen das mit den freien Tagen anders einteilen. Überlegt euch ein System, wenn ihr euch nicht einigen könnt, muss ich die Einteilung machen. ” Nachdem sein Plan nun schon also zweimal gescheitert war, sollten wir uns nun also unseren eigenen Dienstplan schreiben. Wie kurios.

Das Unterfangen war gar nicht so leicht. Mir wäre im Traum nicht eingefallen, ein System vorzuschlagen, bei dem irgendwer in irgendeiner Form benachteiligt wäre. Doch besagter Logistikkollege versuchte mit aller Macht ein System durchzusetzen, das darauf beruhte, dass eder von uns einen bestimmten Tag in der Woche hätte, an dem er frei hat. “Ich würde dann gleich den Freitag nehmen! [der abwesende kollege] hat glaube ich auch gern ein langes Wochenende, den können wir für Montag eintragen. Und ihr könnt noch Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag nehmen” meinte er. Dass er sehr auf seinen Vorteil bedacht ist, ist nicht neu für mich, aber mit welcher Selbstverständlichkeit er einen Vorschlag vorbrachte, der vor Egoismus und Ungerechtigkeit nur so triefte, machte mich so fassungslos, dass ich nicht mal groß dagegenreden konnte. Hauptsache er hatte sein langes Wochenende, und wir zwei doofen sollten unseren freien Tag schön mitten in der Woche haben. Zum Glück war ich dann so schlau einzuwerfen, dass wir die Entscheidung nicht ohne den abwesenden kollegen treffen sollten und somit wurde das Ganze vertagt.

Wenn ich etwas nicht ertragen kann, dann ist das Ungerechtigkeit und das Thema wühlte mich so auf, dass ich mich den restlichen Arbeitstag kaum noch konzentrieren konnte. Noch dazu, als mir in den Sinn kam, dass es für mich nicht bloß um kurzarbeitstage ging, sondern um meinen Urlaub. Die anderen hatten schön ihre 2, 3 Wochen Urlaub im Sommer gehabt, ich hatte seit Mai durchgearbeitet.

Zum ersten Mal überhaupt packte ich das Diensthandy weg, als ich am Donnerstag nach Hause kam. Normalerweise kann ich es nicht lassen, E-Mails zu lesen um am laufenden zu sein und zu wissen, was mich erwartet wenn ich wiederkomme, aber derzeit ist glaube ich alles, was ich nicht weiß, ein Gewinn.

 

 

 

2 Comments

Irgendwann erwischt es Jeden

Jedes Mal,wenn ich mich einlogge und sehe, dass es einen neuen Beitrag im Verabschiedungs-Thread gibt, zieht sich alles in mir zusammen. Bitte, bitte lass es niemanden sein, den ich kenne.

Doch vor 2 Wochen werden meine Bitten nicht erhört. Fassungslos starre ich auf den Namen auf dem Bildschirm. Nein, verdammt nochmal, nein. Das darf nicht wahr sein. Warum gerade er? Meine Augen füllen sich mit Tränen und gleichzeitig komme ich mir total lächerlich vor. Ich heule wegen einem Menschen, den ich nicht mal persönlich kannte. Und dennoch sind wir uns beim Schreiben emotional sehr nahe gekommen. Er war einer der wenigen Menschen, bei dem ich das Gefühl hatte, dass er mich nicht dafür verurteilt, dass ich dieses unausgesprochene Tabu gebrochen habe. Er hat so viel Leben in den Raum gebracht, wenn er da war, war selten schlecht gelaunt. Ich kann einfach nicht glauben, dass das nie wieder sein wird.

Das ist das Hässliche, wenn man sich in dieser “Szene” bewegt. Dass man so viele Menschen gehen sieht. Jedes Mal von Neuem wird einem die eigene Vergänglichkeit bewusst und man kann gar nicht anders, als sich zu fragen, wann man selbst auf der Liste stehen wird.

5 Comments

Eingefroren

Seit diesem Tag in März 2019 ist nichts mehr wie es war. Bis dahin dachte ich, nach all dem was schon passiert war, könne man mich nicht brechen. Trotz Allem hatte ich bis dahin ein Leben; ich habe zumindest gelegentlich Freunde getroffen oder habe Dinge getan, die mir Freude machen.

Seit März 2019 ist alles anders. An diesem Tag hat meine Welt aufgehört, sich weiterzudrehen. Das Leben um mich herum geht weiter, doch ich bin kein Teil mehr davon. Mein ohnehin schon spärliches Vertrauen zu anderen Menschen und zu mir selbst wurde an diesem Tag komplett vernichtet. Wer rechnet schon damit, wenn man morgens in die Arbeit fährt, dass so etwas passiert? Doch wenn sogar diese Menschen so eine zerstörerische Ereigniskette in Gang setzen können, könnte jeder der nächste sein, der es tut. Mein Nachbar, mein Vermieter, jemand vom Flugplatz, jeder,den ich nur im Entferntesten kenne. Wenn ich daraus etwas gelernt habe dann, dass man sich nie sicher sein kann. Bei niemandem.

Seit diesem Tag ist meine Wohnung kein sicherer Ort mehr für mich, denn sie haben mich gezwungen jemanden hineinzulassen,  den ich nie freiwillig hineingelassen hätte. Seitdem habe ich keine einzige Nacht mehr in meinem Bett geschlafen. Ich schlafe meistens im Sitzen und oft bei Licht auf dem Sofa. In guten Nächten sind es 5 Stunden, in schlechten 2.  Wenn ich unten die Eingangstüre ins Schloss fallen und Schritte im Treppenhaus höre, werde ich nervös. Und wenn es dann auch noch an meiner Tür klingelt, obwohl ich niemanden erwarte, bekomme ich Panik. Scheiße, wer ist das? Sind sie gekommen, um mich mitzunehmen? Ich komme einfach nicht mehr zur Ruhe und manchmal bin ich so erschöpft, dass ich schon während der Vorbereitungen für mein “Gute-Nacht-Ritual” einfach einschlafe. Wie oft bin ich schon wach geworden mit dem Stauband am Arm… zum Glück muss ich das nie richtig festziehen, sonst hätte ich wahrscheinlich nur mehr einen Arm.

Mein soziales Umfeld ist als solches quasi nicht mehr vorhanden. Selbst zu den Leuten, mit denen ich nur übers Internet geschrieben hatte, herrscht Funkstille. Zu groß ist die Angst, das Misstrauen, die Verunsicherung. Außerdem, worüber sollte ich schreiben, erzählen? Ich möchte nicht immer nur “herumsudern”, wie man bei uns sagt. Aber wirklich schöne Dinge passieren in meinem Leben einfach kaum noch, dazu müsste ich wieder anfangen, Freizeitbeschäftigungen nachzugehen.

Sie haben es bestimmt nicht mit Absicht gemacht, ihnen war einfach nicht bewusst, was sie damit anrichten. Ich kaue die Situation immer wieder durch, überlege, was ich anders machen hätte können, aber es führt zu nichts. Ich finde den Zeitpunkt nicht, an dem ich reagieren hätte können oder müssen, um das Unheil abzuwenden. Und solange ich den nicht gefunden habe, muss ich immer befürchten, dass es wieder passiert.

2 Comments

Was man morgens definitiv NICHT braucht…

Immer wieder bin ich überrascht welche Absurditäten das Leben für mich bereithält. Dabei fing alles ganz harmlos an. Als ich Donnerstags aufwachte und einen Blick auf die Wettervorhersage warf, musste ich feststellen, dass für den Vormittag die Ankunft einer Regenfront angekündigt war, die sich längere Zeit halten sollte. Eigentlich hatte ich vorgehabt, vor der Arbeit Löwenzahn pflücken zu gehen, aber das ist im Regen unpraktisch. Also setzte ich mich bereits um halb 8 ins Auto und fuhr zu meiner Lieblingslöwenzahnwiese. Diese liegt 100m von der Firma, in der ich arbeite, entfernt, direkt an der Straße, die dorthin führt. Ich stellte mein Auto also an der Seite ab und warf mich ins Gebüsch. Nach einer Viertelstunde hatte ich die Schachtel, die ich mitgenommen hatte, gefüllt, klemmte sie mir unter den Arm und schlenderte zurück zum Auto. Da kam mir schon wer entgegengelaufen. In weißem Poloshirt. Ich ahnte Böses. Und meine Vorahnung bestätigte sich. Der Mann, der da auf mich zugelaufen kam, war mein Chef. Was wollte der hier?!  “Alles in Ordnung bei dir?” fragte er. “klar, was soll denn nicht in Ordnung sein?” – “Wirklich?” – “Bei mir ist wirklich alles gut. Ich war nur Löwenzahn pflücken, weil am Vormittag eine Regenfront kommen soll und ich daher vor der Arbeit nicht mehr pflücken kann.” – “Okay, dann bin ich beruhigt. Es hat dich nämlich wer gesehen, als du da gebückt in der Wiese standest, und gedacht, du übergibst dich. Da wollte ich mal nach dir schauen, nicht, dass du dann da bewusstlos liegst oder so…” Schon wieder hatte ich das Gefühl, dass er eine Grenze in mein Privatleben überschritten hatte, die er eigentlich nicht überschreiten sollte. “Der Löwenzahn wächst nun mal am Boden, da muss ich mich bücken.” entgegnete ich. “Hauptsache dir gehts gut. Tut mir leid, dass ich dich gestört habe, bis am Nachmittag dann.” – “Schon okay, mag sein, dass es komisch aussieht wenn man nur vorbeifährt. Bis später…”

Als ich am Nachmittag in die Arbeit kam, entschuldigte er sich dann noch dreimal. “Du musst glauben, wir haben einen kompletten Vogel…” sagte er. “Neiiiin…” antwortete ich, doch ich dachte etwas anderes. Ich erfuhr dann auch, wer ihm die Sache gesteckt hatte- nämlich die Chefin der Einkaufsabteilung. Nicht dass sie vielleicht stehen geblieben wäre und mich selbst angesprochen hätte, dann hätte sich das sofort aufgeklärt, aber nein, lieber erst mal meinen Chef in Panik versetzen, der mich sowieso schon auf dem kieker hat…

1 Comment

Glückstag & Pipiaua

Gleich um 8 stehe ich am Montag vor der Apotheke. Vor einer anderen als letzte Woche. Nachdem das Erdbeerpulver zuletzt gar nicht mehr geholfen hat, will ich mal schauen was die hier empfiehlt, denn ich möchte es um alles in der Welt vermeiden, zu meinem Hausarzt zu müssen. Bei der Gelegenheit möchte ich auch wieder einen Schwung Mikrofilter mitnehmen, denn ich habe nur noch einen.

Erst mal schildere ich mein Anliegen bezüglich des Harnwegsinfekts und bekomme Tabletten mit irgendwelchen Pflanzenextrakten. Dann geht die Apothekerin nach hinten um die Filter zu holen und kommt mit einer kleinen Schachtel zurück. “Brauchen Sie die für medizinische Zwecke?” fragt sie. Ich bringe meine Standardausrede: “Nein, mein Freund ist Modellbauer, der filtert irgendwas damit, ich weiß nicht genau was, ich glaube irgendwelche Farben…” (auf die Idee war ich gekommen, weil mich das feine Netz an die Lacksiebe aus der alten Firma erinnert). “Dann würden ich Ihnen die ganze Schachtel hier schenken wenn Sie möchten, die sind nämlich abgelaufen und daher können wir sie nicht mehr verwenden.” – “Vielen Dank, da freut sich mein Freund bestimmt!”  Ich kann es kaum erwarten wieder im Auto zu sitzen und in die Schachtel zu schauen. Wie geil… 21 Filter und das komplett umsonst, obwohl einer von denen normalerweise 2,50€ kostet! Endlich mal wieder ein richtiger Glückstag!

Wobei sich im Nachhinein herausstellt, dass die Filter nicht ganz kostenlos waren, denn die 23,90€ für die Tabletten waren zum Fenster rausgeworfen, da die Wirkung gleich 0 ist. Also stehe ich am nächsten Tag doch bei meinem Hausarzt auf der Matte. Ich muss eine Harnprobe abgeben. “Das schaut schmerzhaft aus!” stellt er fest, nachdem er diese begutachtet hat und ich kann ihm nur zustimmen. Ich bekomme ein Antibiotikum verschrieben. “Dreimal täglich eine Tablette zu einer Mahlzeit einnehmen” lautet die Anweisung. Ich verkneife mir die Bemerkung, das Mahlzeiten bei mir nicht dreimal täglich stattfinden. Sonst kommt er am Ende noch auf die Idee, mich zu wiegen. Ich bin sowas von heilfroh, als ich die Praxis verlassen kann und weiß, dass alles gut gegangen ist. Es ist unglaublich, wie sehr mich nach all den negativen Erfahrungen mit Ärzten selbst ganz normle Arztbesuche stressen.

Leave a comment

Fassungslos

Ich wusste ja schon länger, dass man es in meiner Firma mit Vorschriften nicht so genau nimmt.Aber was in den letzten 48 Stunden passiert ist, hat echt den Vogel abgeschossen.

Bisher hatten wir uns ja mit unseren Arbeitszeiten laut Anweisung von unserem Chef an die Schichtzeiten der Montage gehalten- diese gehen aktuell von 05:30 bis 13:40 bzw. 14:40-22:50. Etwas misstrauisch war ich schon letzte Woche geworden, als ich meinen Chef gefragt hatte ob ich denn früher gehen dürfe, wenn ich während der 2 10-minütigen Rauchpausen durcharbeite. “Ja, klar darfst du… eure Arbeitszeiten sind ja nur an das Schichtsystem angelehnt, Hauptsache du kommst am Ende des Tages auf deine 7,5 Stunden!” Mit so einer großzügigen Antwort hatte ich nicht gerechnet,doch irgendetwas machte mich skeptisch. Angelehnt? Würden wir dann überhaupt Schichtzulage bzw. Nachtzuschlag bekommen?

Vorgestern Abend, als ich vor dem Schlafengehen nochmal meine Mails checkte, entdeckte ich eine Mail aus der Personalabteilung. Es hätte da ein Missverständnis zwischen ihnen und meinem Chef gegeben. Man habe zwar den Rahmen auf 22:00 erweitert, aber wir sollten dennoch nicht vor 6:00 oder nach 22:00 arbeiten. Das hätten sie unserem Chef zwar gesagt, aber der hätte das wohl falsch verstanden.  “Und da kommen sie nach 2 Wochen drauf?” dachte ich noch amüsiert. Immerhin hatte ich ihnen letzte Woche mehrmals meine Arbeitszeiten geschickt um sie manuell eintragen zu lassen, da ich im Zeiterfassungsprogramm ab einer gewissen Uhrzeit nicht mehr stempeln hatte können.
Gestern Vormittag erhielt ich eine E-Mail aus der Personalabteilung, man hätte nun all meine Arbeitszeiten korrigiert. Sehr gut, dann kann ich endlich mal nachschauen wie nahe ich dem Wochensoll von 30 Stunden bin, dachte ich, denn wir waren angehalten worden, diesen Wert nicht zu sehr zu über- oder unterschreiten.
Doch als ich mich einloggte, traf mich fast der Schlag. Fassungslos starrte ich abwechselnd auf die zwei Bildschirme vor mir, am linken der Rückblick der Zeiterfassungssoftware, am rechten das Excel-Dokument, in dem ich meine tatsächlichen Zeiten eingetragen hatte. Man hatte nicht meine wahren Arbeitszeiten eingetragen, die ich ihnen übermittelt hatte, sondern diese so nach vorne oder nach hinten verschoben, dass ich laut Software keinen Tag vor 06:00 oder nach 22:00 gearbeitet habe, die Summe der an dem Tag geleisteten Zeit aber gleich blieb. Hatte ich laut meinen Aufzeichnungen von 05:30 bis 13:31 gearbeitet, stand in der Zeiterfassungssoftware 06:00- 14:01. Hatte ich von 13:59 bis 22:15 gearbeitet, stand da nun 13:44 bis 22:00.
‘Und das alles ohne mich vorher zu fragen oder zu informieren. Wenn man vorher das Gespräch mit mir gesucht hätte und gesagt hätte: “Hör mal, wir haben da Scheiße gebaut, und wir kommen beim Abrechnen in Teufels Küche wenn das so stehen bleibt…wäre es okay wenn wir die Arbeitszeiten verschieben?” wäre ich die Letzte gewesen, die sich quer gestellt hätte. Aber sich diese Dreistigkeit herauszunehmen und einfach die Zeiten zu verfälschen, damit ich bloß keinen Anspruch auf irgendetwas habe, was sich daraus ergibt, wo ich doch mit E-Mails und Internetverläufen belegen kann, dass ich außerhalb dieser Zeiten hier war… ich weiß echt nicht mehr was ich dazu sagen soll. Ich bin fassungslos. Und ich bin enttäuscht. Ich hätte denen wirklich viel zugetraut, aber dass sie so weit gehen…damit hatte ich nicht gerechnet.

Heute Früh hatte ich die Sache schon wieder halbwegs verdaut, da kam der nächste Hammer. Mit Ende Mai läuft die vollständige Trennung der beiden Schichten in der Montage aus. Die Montagemitarbeiter, die zuvor in der Tagschicht gearbeitet haben, dürfen das endlich wieder. Gut, dann sollte man meinen, dass für uns auch keine Veranlassung mehr besteht, im Schichtsystem zu ans Schichtsystem angelehnten Zeiten zu arbeiten, oder? Falsch gedacht, im Dienstplan, den der Chef gestern Abend ausgeschickt hat, sind wir trotzdem wieder in Frühschicht und Spätschicht eingeteilt. Ich weiß nicht, ob er das ernst meint, oder dann wieder behauptet, das sei nur ein Vorschlag von ihm gewesen und wir hätten doch Gleitzeit und könnten arbeiten wann wir wollen, wenn ich ihn darauf anspreche. Ich weiß nur, dass es mir mit dieser Bude langsam echt bis hier steht.

Also wird es morgen mal wieder ein nettes Gespräch mit der Arbeiterkammer geben. Ich bin dort in letzter Zeit Stammkundin, kommt mir vor…